Goldpreis explodiert: Ursachen eines historischen Anstiegs
Was noch vor wenigen Jahren als kaum vorstellbar galt, ist nun Realität: Der Goldpreis hat erstmals die Marke von 3.400 US-Dollar je Feinunze überschritten. Genauer gesagt lag der Preis laut der aktuellen London Bullion Market Association am Montagmorgen bei 3.412,87 US-Dollar. Experten sprechen von einem „tektonischen Wandel“ an den Finanzmärkten. Schon seit Monaten bewegte sich Gold auf einem Höhenflug, angetrieben durch geopolitische Spannungen, Zinssorgen und die Schwäche großer Leitwährungen. Aber warum genau dieser Ausbruch jetzt?
Eine Mischung aus hoher Inflation in den USA, sinkendem Vertrauen in den Dollar und Unsicherheiten an den Aktienmärkten hat Gold als sicheren Hafen wieder attraktiv gemacht. Die US-Inflationsrate lag im März 2025 bei 4,1 Prozent – deutlich über dem Zielwert der Federal Reserve. Gleichzeitig signalisierte Fed-Chef Jerome Powell, dass Zinssenkungen auf absehbare Zeit unwahrscheinlich bleiben. Das belastet Anleihen und Aktien, macht aber Rohstoffe wie Gold noch wertvoller. „Gold profitiert aktuell gleich mehrfach: Inflationsschutz, Krisenwährung und Vertrauensanker“, analysiert die Deutsche Bank in einem aktuellen Marktbericht. Auch die massiven Käufe durch Notenbanken – allen voran aus China und Indien – treiben den Preis. Allein die chinesische Zentralbank soll im ersten Quartal 2025 rund 130 Tonnen Gold gekauft haben, so der World Gold Council. Wer jetzt noch fragt, ob Gold zu teuer sei, stellt sich vielleicht die falsche Frage: Könnte es noch teurer werden?
Anleger im Goldfieber: Was dieser Rekord für Märkte und Privatpersonen bedeutet
Mit dem neuen Rekordpreis schaltet die Goldnachfrage auf ein neues Level. Die Umsätze in Gold-ETFs haben laut Bloomberg im Vergleich zum Vorjahr um 18 Prozent zugelegt. Besonders auffällig: Immer mehr Privatanleger steigen ein, viele davon über digitale Plattformen oder sogenannte „Goldsparer-Programme“. Die Commerzbank meldet einen Anstieg der Goldsparpläne um 24 Prozent seit Jahresbeginn. Der Run auf physisches Gold ist so stark, dass Händler wie Degussa und Pro Aurum in Deutschland Lieferzeiten von mehreren Wochen angeben. „Noch nie war Gold gesellschaftlich so breit akzeptiert wie heute“, sagt Thorsten Polleit, Chefökonom bei Degussa.
Doch der neue Goldhype birgt auch Risiken. Der Preis von Edelmetallen bleibt volatil, gerade wenn sich makroökonomische Bedingungen ändern. Eine rasche Entspannung an den Weltmärkten oder eine überraschende Zinswende könnten den Goldpreis schnell wieder unter Druck setzen. Trotzdem setzen viele Anleger auf Langfristigkeit. „Gold bleibt ein Versicherungsschutz“, erklärt der Vermögensverwalter Flossbach von Storch in einer Einschätzung. Schließlich hat Gold seit 1971 – seit der Aufhebung des Goldstandards – im Schnitt um rund 8 Prozent pro Jahr an Wert gewonnen. Trotz aller Schwankungen bleibt also ein stabiles Grundmuster erkennbar. Und in einer Welt voller Unsicherheiten scheint diese Stabilität heute mehr wert zu sein als je zuvor.
Gold in der Weltwirtschaft: Mehr als nur ein Krisensymptom
Dass Gold nun historische Höchststände erreicht, ist mehr als ein Symptom für Angst und Krisen. Es zeigt auch, wie stark sich das globale Machtgefüge verändert. Während der Westen noch über hohe Schulden und fragile Bankensysteme diskutiert, bauen Schwellenländer ihre Reserven konsequent um – weg vom Dollar, hin zu Gold. So meldete die indische Zentralbank ein Plus von 54 Tonnen im ersten Quartal 2025, während Russland trotz westlicher Sanktionen seine Reserven auf 2.470 Tonnen ausbaute. Gold wird zur Währung der geopolitischen Neutralität.
Aber bedeutet der Rekordpreis auch eine Rückkehr zum Goldstandard? Wohl kaum. Trotzdem stellt sich eine andere Frage: Wie lange kann das aktuelle Papiergeldsystem ohne echten Anker noch Vertrauen schaffen? Wenn Staaten und Notenbanken weltweit lieber auf physisches Edelmetall setzen als auf gegenseitige Versprechen, sagt das viel über das Misstrauen gegenüber dem aktuellen Finanzsystem aus. Gold wird so zum stillen Gradmesser für die Stabilität oder Instabilität der Weltordnung. Und während Kurse steigen und Analysten neue Prognosen abgeben – JP Morgan rechnet bis Jahresende mit 3.700 US-Dollar pro Unze –, bleibt eines sicher: Gold hat seine Faszination nicht verloren. Im Gegenteil, sie scheint heute stärker zu sein als je zuvor.
Quellen:
- Reuters: Gold’s lustre undimmed, prices hit records above $3,300/oz
- Business Insider: Gold hits new high following Fed chair’s stark tariffs warning
- Reuters: China’s central bank ups gold reserves for fourth straight month in February
- Investopedia: Gold Set for ‚Much More Modest‘ Growth in 2025, World Gold Council Says
- Financial Times: Rich countries plan to buy more gold despite record price
- AP News: Federal Reserve sees tariffs raising inflation this year, keeps key rate unchanged
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