Indiens Stahlindustrie unter Druck
Indien, der weltweit zweitgrößte Produzent von Rohstahl, sieht sich mit einer Flut von Billigimporten konfrontiert, insbesondere aus China. Im Fiskaljahr 2024/25 erreichten die Stahlimporte ein Neunjahreshoch von 9,5 Millionen Tonnen, während die Exporte auf ein Jahrzehnttief von 5 Millionen Tonnen fielen. Diese Entwicklung führte dazu, dass Indien zum zweiten Mal in Folge Nettoimporteur von Fertigstahl wurde. Die Hauptlieferanten waren China, Südkorea und Japan, die zusammen 78 % der Importe ausmachten. Diese Situation belastete insbesondere kleine und mittelständische Stahlunternehmen, die mit rückläufigen Margen und drohenden Arbeitsplatzverlusten konfrontiert waren. (Reuters)
Die Einführung des 12%-Stahlzolls
Als Reaktion auf diese Herausforderungen verhängte die indische Regierung am 21. April 2025 einen temporären Zoll von 12 % auf bestimmte Stahlsorten, bekannt als „Safeguard Duty“. Diese Maßnahme, die für 200 Tage gilt, zielt darauf ab, die heimische Stahlindustrie vor den Auswirkungen der Billigimporte zu schützen. Der Stahlminister H. D. Kumaraswamy betonte, dass dieser Schritt notwendig sei, um fairen Wettbewerb sicherzustellen und insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen zu entlasten. (Reuters)
Globale Handelsdynamiken und die Rolle der USA
Die Entscheidung Indiens steht im Kontext globaler Handelsverschiebungen. US-Präsident Donald Trump hatte zuvor umfassende Zölle auf Stahlimporte verhängt, was dazu führte, dass ostasiatische Exporteure alternative Märkte suchten. Indien wurde dadurch verstärkt zum Ziel für überschüssige chinesische Stahlprodukte. Experten warnen, dass diese Umleitung von Exporten die indische Stahlindustrie weiter unter Druck setzen könnte. (Reuters)
Auswirkungen auf die BRICS-Gemeinschaft
Indiens Entscheidung hat auch Implikationen für die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika). Obwohl die Gruppe auf wirtschaftliche Zusammenarbeit abzielt, zeigt dieser Schritt Indiens, dass nationale Interessen Vorrang haben können. Die Maßnahme könnte Spannungen innerhalb der BRICS verstärken, speziell zwischen Indien und China, und die Diskussion über gemeinsame wirtschaftliche Strategien beeinflussen.
Fazit
Indiens Einführung des Stahlzolls ist ein klares Signal, dass das Land bereit ist, seine Industrie vor unfairem Wettbewerb zu schützen. Während die Maßnahme kurzfristig Erleichterung bringen könnte, bleibt abzuwarten, wie sich die Handelsbeziehungen, insbesondere innerhalb der BRICS, langfristig entwickeln werden.
Quellen:
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Reuters: India imposes temporary tariff on some steel to stem cheap imports from China
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Reuters: India to put 12% temporary tariff on steel to curb cheap China imports, source says
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Reuters: India trade deficit with China widens to record $99.2 bln amid dumping concerns
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ISAS: India’s Role in the BRICS: Navigating the Balance in a Changing World
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