In den letzten Tagen wurden die internationalen Finanzmärkte von einem beispiellosen Kurssturz erschüttert. Der S&P 500 fiel unter die symbolische Marke von 5.000 Punkten, ein Rückgang, der innerhalb von vier Handelstagen einen Marktwert von 5,8 Billionen US-Dollar vernichtete. Auch der technologielastige Nasdaq rutschte offiziell in einen Bärenmarkt – mehr als 20 % unter dem Höchststand. In Europa gab der DAX über 6 % nach, während der französische CAC 40 ebenfalls unter massiven Abverkaufsdruck geriet. Anleger rund um den Globus suchen verzweifelt nach sicheren Häfen, Gold und Anleihen schnellen in die Höhe. Was wie ein normaler Rücksetzer begann, hat sich zu einem veritablen Vertrauensverlust ausgewachsen – angetrieben von wirtschaftspolitischer Unsicherheit, geopolitischen Spannungen und einem aggressiven Zollkurs der USA. Insbesondere Präsident Trumps neue Zolloffensive gegen China und Europa hat die Märkte auf dem falschen Fuß erwischt. „Das ist ein klassischer Systemschock“, sagt die Ökonomin Linda DuPont gegenüber Reuters, „Investoren trauen keiner Prognose mehr.“ Hinzu kommen schwache Konjunkturdaten aus China, ein erneut fallender Einkaufsmanagerindex in Deutschland und wachsende Inflationssorgen.
Trumps Zölle als Brandbeschleuniger
Die Einführung von Zöllen in Höhe von bis zu 104 % auf chinesische Importgüter hat nicht nur Asien, sondern auch die westlichen Märkte hart getroffen. Trump erklärte öffentlich: „America first means tariffs first.“ Während die chinesische Regierung laut Reuters von „wirtschaftlicher Erpressung“ sprach, reagierten die Märkte sofort. Branchenriesen wie Apple, Tesla und Intel verloren innerhalb weniger Stunden Milliarden an Börsenwert. Auch deutsche Konzerne mit hoher Exportabhängigkeit – etwa Siemens, BMW und BASF – litten unter den Zollängsten. Der DAX verlor alleine am Dienstag fast 500 Punkte, Analysten sprachen von „einer der volatilsten Wochen seit dem Corona-Crash 2020“. Die Unsicherheit schlägt sich nicht nur in Kursen nieder, sondern auch in den Volatilitätsindizes: Der VIX, das sogenannte „Angstbarometer“, sprang auf 34 Punkte – ein Niveau, das zuletzt während der Bankenkrise 2008 erreicht wurde. Was bedeutet das für Europas Wirtschaft? Müssen wir uns auf eine neue Rezession einstellen?
Rezessionsängste greifen um sich
Mit jedem weiteren Handelstag steigt die Nervosität an den Märkten. J.P. Morgan bezifferte die Wahrscheinlichkeit einer globalen Rezession inzwischen auf 60 %. Goldman Sachs hob die Rezessionswahrscheinlichkeit für die USA auf 45 % an – ein ungewöhnlich hoher Wert für ein Land mit nominell stabiler Binnenkonjunktur. Doch die Zahlen lügen nicht: Die Auftragseingänge der US-Industrie gingen um 3,1 % zurück, während der private Konsum in den letzten beiden Quartalen stagnierte. In Deutschland fiel der ifo-Geschäftsklimaindex auf den niedrigsten Stand seit über zwei Jahren. Die EZB gibt sich zwar noch zurückhaltend, doch auch dort wird intern über eine Reaktion auf die sich abzeichnende Krise diskutiert. Ein Mitglied des Rats soll laut Handelsblatt gesagt haben: „Wenn das so weitergeht, müssen wir handeln.“ Die Kombination aus geopolitischer Unsicherheit, protektionistischer US-Politik und sinkender Konsumlaune wirkt wie ein perfekter Sturm auf die Märkte.
Was Anleger jetzt tun – und was nicht
Während Großinvestoren in Deckung gehen, stellt sich für Privatanleger die Frage: Reagieren oder aussitzen? Viele Finanzberater raten zur Ruhe, verweisen auf vergangene Einbrüche, die sich später als Kaufgelegenheiten herausstellten. Doch diesmal scheint die Lage anders: Die Ursachen sind nicht nur wirtschaftlich, sondern vor allem politisch motiviert – schwer berechenbar, kaum steuerbar. US-Starinvestor Bill Ackman forderte jüngst in einem Interview mit Bloomberg, die Einführung der Zölle mindestens 90 Tage auszusetzen, um die Märkte zu beruhigen. Doch Trump bleibt stur – wohl auch, weil der Wahlkampf begonnen hat und „starke Signale“ an seine Wählerschaft sendet. So bleibt den Märkten wenig Raum für Hoffnung, solange sich die politischen Fronten nicht entspannen. In Zeiten wie diesen zeigt sich, wie sehr Börsen letztlich Stimmungsmaschinen sind – getrieben von Angst, Unsicherheit und Hoffnung. Und vielleicht auch davon, wie gut oder schlecht ein Tweet gerade performt.
Quellen:
- Reuters: China criticises Trump ‚tariff blackmail‘ as market turmoil settles
- Reuters: Oil slides nearly 4% as US kicks off 104% tariffs on China
- Reuters: JPMorgan lifts global recession odds to 60%
- Reuters: Goldman Sachs raises odds of US recession to 45%
- Reuters: Bill Ackman calls for pause on implementing Trump’s tariffs
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